Gehörlosigkeit und Gebärdensprache

In Österreich leben rund 10.000 bis 15.000 gehörlose Menschen.
Gehörlosigkeit ist eine nicht sichtbare Behinderung – nach außen oft nicht erkennbar, aber im Alltag mit vielen Barrieren verbunden.

Für viele gehörlose Menschen ist die Gebärdensprache die Muttersprache. Die Lautsprache hingegen wird – wenn überhaupt – wie eine Fremdsprache erlernt, da sie auf dem Hören basiert, das für gehörlose Personen nicht zugänglich ist.


Gebärdensprache – eine visuelle Sprache

Gehörlose Menschen haben ein visuelles Kommunikationssystem entwickelt, das sich natürlich über viele Jahre hinweg geformt hat: die Gebärdensprache.

Obwohl Gebärden anfangs nicht als eigenständige Sprache anerkannt wurden, änderte sich dies in den späten 1960er Jahren, als die Gebärdensprache erstmals wissenschaftlich untersucht wurde. Dabei wurde bestätigt:
Gebärdensprache ist eine vollwertige Sprache mit eigener Grammatik, Syntax und Struktur.


Wichtige Merkmale der Gebärdensprache

  • Nicht international: Es gibt nationale Gebärdensprachen, z. B. die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS)

  • Regionale Unterschiede: Es existieren Dialekte je nach Region und auch Variationen zwischen Generationen

  • Fingeralphabet: Wird für Namen, Straßennamen, Fachbegriffe oder unbekannte Wörter verwendet

  • Visuelle Kommunikation: Gebärdensprache nutzt Handformen, Mimik, Körperhaltung und Bewegung zur Verständigung


Die Anerkennung und Förderung der Gebärdensprache ist ein wichtiger Schritt zu mehr Barrierefreiheit, Inklusion und gesellschaftlicher Teilhabe gehörloser Menschen.

Quelle: Österreichischer Gehörlosenbund (2004)